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Schreiben sortiert Gedanken

Zuerst wollte ich für diesen Blogeintrag nur ein Interview einstellen, das 2013 das Institut Campus Naturalis in München für ihre Campuszeitung bei mir angefragt hatte. Bei meinem Vorhaben dies zu tun merkte ich aber schnell, dass ich mehr über das Schreiben zu sagen hatte.

Scheiben sortiert die Gedanken. Das sind ganz klare Vorzüge von schreiben. Egal warum Sie sich hinsetzen – um in die Planung zu gehen, einem Freund oder einer Freundin zu schreiben, Tagebuch zu führen, Dankbarkeit zu üben oder auch Ihre Gefühle bei seelischen Belastungen niederzuschreiben. Alles hat einen ähnlichen Effekt. Es ist, als ob sich etwas löst und sich dadurch mehr Klarheit im Kopf einstellt. Und genauso ging es mir, als ich die Fragen für das Interview vom Insitut Campus Naturalis schriftlich beantwortete. Während ich schrieb, wurde ich mir bewusst, wieviel ich schon gemacht und geschafft hatte, seit ich 2006 meine Ausbildung angefangen hatte. Ich war sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich nun in einem Interview mit angehenden Therapeutinnen und Therapeuten teilen durfte. Dies stärkte mein Selbstbewusstsein, von dem auch in dem Interview die Rede ist.

Und ich kann auch jetzt darüber reflektieren, was ich damals noch nicht konnte. Ich hatte keine Ziele in Verbindung mit meiner Therapeutischen Tätigkeit. Das machte sich natürlich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar. Da ich zur Zeit über Zielsetzung recherchiere, war es für mich interessant, mit einem neuen Fokus mein Interview zu lesen.

Ich hoffe auch Sie können sich gelegentlich Zeit nehmen und reflektieren. Am besten in schriftlicher Form. Das ist konkreter und wenn Sie ein schönes Notizbuch haben, dann ist ein schönes Ritual, darin zu lesen und festzustellen, welche Entwicklung Sie gemacht haben und was Sie noch verbessern könnten.

Nun teile ich mit Ihnen dieses Interview , um Ihnen ein weiteres Bild meiner therapeutischen Arbeit zu geben:

Bitte schildern Sie uns kurz sich und ihren beruflichen Werdegang. Wie sind Sie zu diesem Beruf  gekommen? Welche Stationen haben Sie durchlaufen?

Nach verschiedenen Auslandsaufenthalten und vielen Jahren als professionelle Flamenco-Tänzerin und -Sängerin machte ich 2006 eine Ausbildung zur Gruppenleiterin für Gesundheit und Bewegung und zum Coach zur Stressreduktion. Daran folgte im Anschluss eine bis 2010 dauernde Ausbildung zur Tanz- und  Ausdruckstherapeutin nach ITA® und anschließende Weiterbildungen. Seitdem arbeite ich neben meiner künstlerischen Bühnentätigkeit als Therapeutin und Coach in München und in eigener Praxis in Dirnismaning.

Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Beruf gekommen? Was war Ihr Antrieb?

Meine Tanzschülerinnen waren immer sehr begeistert von meiner Art zu unterrichten und meinten, dass sie das Tanzen und den Unterricht bei mir als sehr „heilsam“ empfanden. Da das Unterrichten und die langen Reisezeiten mich zunehmend an meine körperlichen Grenzen brachten, wollte ich eine neue Richtung einschlagen. Angeregt durch meine persönliche Entwicklung, eine Reihe von Zufällen und den privaten Kontakt zu einer Dozentin meines späteren Ausbildungsinstituts, entschied ich mich das erste Basis-Jahr der Ausbildung zu absolvieren. Zu Beginn, um für mich persönlich davon zu profitieren und meine Gesundheit zu stabilisieren. Da sich mir durch die Ausbildung der Zugang zu meiner Selbst und zu meiner Sensibilität eröffnete, entschloss ich mich Jahr für Jahr aufs Neue die Ausbildung fortzusetzen und mit der Abschlussprüfung 2010 zu beenden.

Beschreiben Sie Ihre jetzige Tätigkeit als Tanz-Therapeut. Wie arbeiten Sie pädagogisch bzw. therapeutisch?

Überwiegend arbeite ich als Tanz-Therapeutin und Coach in der Einzelbegleitung von Klienten mit dem persönlichen Anliegen sich selbst besser kennenzulernen bzw. bestimmte Themen wie Gesundheit/ Krankheit, Beziehungskrisen, herausfordernde Familiensituationen, Depression etc. zu bearbeiten. Dazu kommen gruppentherapeutische Projekte wie z.B. therapeutische Flamencotanzprojekte mit essgestörten Klientinnen des „Therapienetz Essstörung“, einer essgestörten Gruppe der Schönklink am Starnberger See und einer Gruppe des Therapie-Centrum für Essstörungen – TCE. Ebenso ein tanztherapeutisches Angebot für Suchtkranke im Anker des Club 29 e.V. In der Gruppenarbeit geht es darum, die Wahrnehmung für den Körper und das Selbst in Bezug zur Außenwelt zu schulen, Denkprozesse anzuregen und Gruppenprozesse auf den Alltag zu übertragen. Besonders wertvoll ist es die Akzeptanz und Wertschätzung für das eigene Sein, Empfinden und die eigene Geschichte zu stärken. Wenn ein Klient sich selbst Anerkennung zollen kann für das was er geschafft hat, dann erwächst daraus eine Stärke für den weiteren Weg.

Welche Chancen und Herausforderungen bietet Ihnen Ihr Beruf?

Die Chancen liegen in dem wertvollen zwischenmenschlichen Kontakt mit den Klienten und der Freude an den Entwicklungen, Erkenntnissen und aufgedeckten Potentialen. Herausforderungen liegen für mich darin, das Tempo der Klienten zu respektieren und nichts zu forcieren und sogenannte Misserfolge oder Abbrüche der Therapie nicht persönlich zu nehmen, sondern als eine Entscheidung des Klienten anzuerkennen.
Im Gespräch mit anderen Therapeutinnen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das wichtigste das eigene Selbstbewusstsein ist. Je selbstverständlicher und authentischer ich in einer Sitzung bin, egal, ob in der Gruppe oder mit einzelnen Klienten, desto besser kann ich mich als Therapeutin auf den Klienten einlassen. Intuitiv können sich die Klienten dann tiefer auf die Prozesse einlassen. Dazu gehört unabdingbar selbst nach der Ausbildung an eigenen Themen zu arbeiten und in Supervision zu gehen.

Welche Probleme und Schwierigkeiten stehen Ihnen in Ihrem Beruf gegenüber?

Der Tanztherapeut, der sich nicht in einer Festanstellung befindet, steht vor der Aufgabe für sich selbst Marketing und Werbung zu betreiben, sofern dies nicht in professionelle Hände übergeben wird. Nach wie vor ist Tanztherapie keine von den Krankenkassen anerkannte Therapieform, was bedeutet, dass die Sitzungen, aus der eigenen Tasche des Klienten bezahlt werden bzw. nur über private Krankenversicherungen abgerechnet werden können. Dies schränkt den Kundenkreis natürlich ein, da es viele Klienten gibt, die gerade, wenn sie psychische oder gesundheitliche Einschränkungen haben, sich diese Therapieform nicht leisten wollen oder können und sich nach Alternativen umsehen, die von den Krankenkassen getragen werden.

Was würden Sie anderen kreativen Therapeuten v.a. Tanztherapeuten, die sich gerade in der Ausbildung befinden, raten?

Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich angehenden Kreativ- und Tanztherapeuten empfehlen Praktikas in unterschiedlichen Einrichtungen zu absolvieren, um Vergleiche ziehen zu können und die Arbeitsweisen verschiedener Therapeuten kennen und schätzen zu lernen. Ferner, so gut wie möglich auch nach der Ausbildung an eigenen Themen zu arbeiten und sich selbst auszuprobieren. Am Anfang ist eine gute Vorbereitung von Gruppen-Sitzungen von Vorteil z.B. das eigene Konzept zumindest einmal auszuprobieren und darüber eigene Erfahrungen zu sammeln, wie die eigene Sitzung auf mich selbst wirkt und evtl. aufkommende Themen zu bearbeiten. Somit bin ich dann freier im Kontakt mit den Klienten und nicht mit eigenen Prozessen beschäftigt. Wenn Sie anfänglich keine Aussicht auf ein Betätigungsfeld haben, dann schaffen Sie sich eins. Bieten Sie sich für Sie interessanten Institutionen an und arbeiten Sie anfangs vielleicht sogar ehrenamtlich, um Erfahrungen zu sammeln. Nachgewiesene Ehrenämter werden bei Bewerbungen auf Stellen in Kliniken und Einrichtungen positiv gewertet.